Die Vorstellung, dass elektrischer Strom und Nutzwärme einfach so durch die sich täglich erneuernden Kräfte der Natur erzeugt werden, fasziniert mich seit meiner Jugend. Als ich 12 oder 13 Jahre alt war, ging ich über einen Flohmarkt, wie ich es immer schon gerne getan habe. Ich erspähte einen gebrauchten, ziemlich mitgenommenen Belichtungsmesser für die Hobby-Fotografie. Die Anzeige reagierte aber noch, die Funktionen schienen also intakt. So kaufte ich ihn für 50 Pfennig. Ich brauchte zwar mangels Kamera eigentlich gar keinen Beleuchtungsmesser, aber ich war hoch zufrieden mit meinem Geschäft.
Ich war mir nämlich im Klaren darüber, dass da eine Photovoltaikzelle drin war und dachte mir, dass der Verkäufer das nicht wusste und mir deshalb dieses tolle Gerät so günstig verkauft hat! Ich konnte jetzt also direkt aus Sonne Strom machen und war im Besitz der höchsten technischen Errungenschaft, die ursprüngliche Kräfte der Natur direkt in Elektrizität verwandelte. Ohne Verbrennung und deshalb ohne direkten Abfall!
Über 30 Jahre später fasziniert mich diese Möglichkeit als Ingenieur immer noch. Ich glaube, man kann generell sagen, dass kaum etwas einen Ingenieur so beeindruckt, wie die Verwandlung des Überflusses, der Zufälligkeit und der Beliebigkeit in nutzbare Technologien. Oder um es in einem Witz auszudrücken, den ich jüngst gehört habe:
Treffen sich ein Chirurg und ein Ingenieur und unterhalten sich darüber, welcher Beruf der älteste und ehrenhafteste ist. Der Chirurg sagt:
Schon am Anfang der Bibel steht, dass Gott die Frau aus der Rippe des Mannes schuf. Das ist reine Chirurgie.
Da sagt der Ingenieur:
Dann blätter mal eine Seite nach vorne, mein Freund. Da steht, dass am Anfang Chaos war und Gott daraus die Erde und die Kreaturen erschaffen hat. Das ist reine Ingenieurskunst.
Erneuerbare Energieanlagen wandeln oder verstärken die natürlich und im Überfluss vorhandenen Energien in Nutzenergie. Wir nutzen also die schon vorhandenen Ressourcen intelligent für die Befeuerung unserer zivilisatorischen Errungenschaften und müssen über die gesamte Lebensdauer nichts weiter hinzufügen als Gehirnschmalz und ein paar Baumaterialien!